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Bundeschampionat 2005 PDF Drucken E-Mail

Bundeschampionat 2005
Sieg auf ganzer Linie

Stefanie Görlich mit Douglas Junior siegten erneut in Warendorf

Erneute Sensation in Warendorf durch Stefanie Görlich auf dem bayrischen 6 jährigen Springpony Douglas Junior von Douglas, Züchter: Antonia Fürst, Besitzer: Gerhard Assmann.

In der Geschichte des Bundeschampionates schafften erst drei Springponies den „Doppelpack“. Nach dem Titel 2004 bei den 5 jährigen Springponies sicherte sich die nervenstarke Stefanie Görlich mit dem phantastisch springenden Palomino Douglas Junior den Titel auch bei den 6 Jährigen ebenfalls wieder als letzte Starterin.

 


Die Nervenanspannung war umso größer als es insgesamt am Freitag in der Finalqualifikation bei Stefanie Görlich und Ihren Ponies nicht so berauschend lief. Mit dem letztjährigen Dritten, dem ebenfalls bayrisch gezogenen Rappschimmelhengst Pantani erreichte Sie zwar direkt das Finale, der spätere Bundeschampion hatte aber einen Flüchtigkeitsfehler und musste ins kleine Finale am Samstag. Dort steigerte sich das Paar und sicherte sich mit dem 3. Platz den Einzug ins Finale.

 

Im Finale zeigte Stefanie Görlich wieder Ihre Klasse. Auch mit Ihrem „Zweitpferd“, dem wunderhübschen galopp- und springgewaltigen Rappschimmelhengst Pantani absolvierte sie eine Runde die ästhetisch auf höchstem Niveau war. Leider touchierte Pantani am vorletzten Sprung unmerklich die Stange. Trotz Punktabzug wurde er Achter. Als letzte Starterin ließ die warme Septembersonne den Palominowallach golden glänzen und Sie sicherten sich mit einem perfekten Ritt erneut den Titel mit der Wertnote 8,5.
Für Ihr drittes Pony, dem 5 jährigen ausdrucksstarken Deckhengst Dow Jones ebenfalls von Douglas, kam das Bundeschampionat laut Aussage des Besitzers und Züchters Gerhard Assmann ein paar Monate zu früh. Er hält Dow Jones sogar für noch besser als seinen Bruder, den Bundeschampion. Am Sprung ließ er ebenfalls seine Klasse aufblitzen. Dazwischen zeigen sich noch Abstimmungsprobleme.
Insgesamt war es wieder ein fast totaler Erfolg für das Team Stefanie Görlich und der Zuchtstätte Assmann aus dem Westallgäu.
Umso höher ist dieses zu bewerten, da alle „Produkte“ selbst gezogen bzw, von eigenen Hengsten stammen und diese von Stefanie Görlich ausgebildet und vorgestellt werden.
Bundesweit sollte dieser erneute Erfolg Anlaß geben, daß die norddeutschen Springponyzüchter sich auch mal bemühen sollten die Genetik des so überragenden Springponyvererbers Douglas (Vater von Douglas Junior und Dow Jones) zu nutzen.

Einige „kritische“ Bemerkungen zu Bayrischen Ponyzucht…..

Aus aktuellem Anlass wurde ich gebeten mein Erfolgskonzept darzulegen bzw. Erklärungen/Situationsbeschreibungen abzugeben, was es mit der bayrischen Reitponyzucht und dem Reitponysport so auf sich hat.
Mir ist durchaus bewußt, daß wenn ich konstruktiv kritisiere auch kritisiert bzw. als arogant eingeschätzt werde. Aber als Tierarzt, Züchter und Naurwissenschaftler geht es mir nur um die Sache, nicht um Einfluß, Politik oder Personen.
Versucht man so etwas komplexeswie ein Pferd/Pony im Reitsport systematisch zu analysieren, gibt es drei Ebenen oder Komponenten:

1.)  Zucht / Genetik / Züchter / Zuchtorganisation / Zuchtveranstaltungen

2.)  Aufzucht / Ausbildung / Ausbilder

3.)  Reiter / Training / turniersportlicher Aufbau / Management / medizinische Betreuung

Zu 1: Gerade in der Zucht hinken bzw. erzielen wir keinerlei Fortschritt. Wie ist das geschehen?

Als Nachzuchtgebiet mit einer geringen aktiven Stuten- und Fohlenzahl von 40-50 kann man schlecht Selektion bzw. systematische Zucht betreiben. Züchter, die mehrere Stuten besitzen und die über mehrere (Pferde)Generationen züchten kann man an einer Hand abzählen. Das Stutenmaterial besteht zum Teil aus nicht durchgezüchteten Muttertieren, die wenn es hochkommt gerade mal eine Stutenleistungsprüfung absolviert haben.
Es gibt daher in Bayern vielleicht 10-20 zuchtfähige Stuten. Der Versuch durch Einkauf von Zuchttieren aus den Norddeutschen Hochzuchtbetrieben (Weser-Ems, Rheinland) scheitert oft, da meist nur zweitklassiges Material abgegeben wird. Norddeutsche Hengste passen oft nicht auf unsere Stutenpopulation. Unsere Stutengrundlage ist noch sehr inhomogen – kleine – große zum Teil noch sehr viel Welsh geprägt.
Die züchterische Betreuung durch den Bayrischen Kleinpferdezuchtverband war gleich null. Durch Mitarbeit in einigen Gremien dieses Verbandes kann ich gut beurteilen, daß 95% aller Aktivitäten nur auf Machterhaltung von bestimmten Personen (gruppen) abzielten. Außer Satzungsänderungen, den Versuch von Ausschlüssen unangenehmer Personen und Fehlinformationen lief da nichts. Auch wurden den Züchtern bewußt und vorsätzlic Informationen vorenthalten. Der Vater Douglas des Bundeschampions und von Dow Jones ist schon seit Jahren nicht als im bayrishen Hengstbuch I eingetragener Hengst bei der FN gemeldet. Dadurch erscheint der Hengst nicht im Jahrbuch Zucht und Sport.
Bis heute ist der Sieg von 2004 nicht auf der Homepage geführt.
Bei der Veröffentlichung der erfolgreichsten Sportponies wurden zuerst falsche Zahlen vorgelegt bzw. solange zurückgehalten bis es zeitmäßig nicht mehr zur Veröffentlichung in Ihrer Zeitung gereicht hat.
In den letzten 10 Jahren hat es keine Nachzuchtschauen gegeben. Der Zuchtleiter hat es jahrelang nicht nötig auf die wichtigste Nachzuchtschau nämlich das Buneschampionat zu fahren. Die neu eingestellte Geschäftsführerin Frau Buschfeld reist am Samstag vom Bundeschampionat wieder ab. Versuche Auswahlgremien zu bilden und potentielle Kandidaten zu beraten und zu begleiten, scheiterten bzw. wurden mit Personen besetzt, die befangen sind und kein Vertrauen bei den Besitzern finden.
Als Antwort auf diese mangelhafte Betreuung wurde der Verband der Deutschen Reitponies in Bayern integriert im Kleinpferdeverband gegründet.
Der „Rasseverband“ und der Regionalverband der Ponyzüchter in Oberbayern sind inzwischen aus dem Kleinpferdeverband ausgetreten. Hier bündeln sich inzwischen alle aktiven Züchter. Ende August wurde dort ein Fohlenchampionat bei der Familie Urban mit 38! Reitponyfohlen abgehalten.
Zynisch muss ich sagen, trotz des bayrischen Kleinpferdezuchtverbandes habe ich diese Erfolge. Er hat nichts dazu beigetragen. Viele Züchter haben sich entmutigen lassen und züchten nicht mehr. Eine systematische Springponyzucht gibt es auch bundesweit nicht.
Vermarktungstechnisch werden schwerpunktmäßig eher Dressurponies gezüchtet. Dies ist deutlich leichter (auch leichter zu erkennen) und die Vermarktung kann 2-3 Jahre früher einsetzen. Auch die erzielten Erlöse sind in Relation deutlich höher.
Viele Produkte im Sport stellen Zufallsprodukte dar. Züchterische Endprodukte oft aus Holland und Irland reel über Maß. Es gibt kaum eine kontinuierliche Zucht über viele Pferdegenerationen. Die Regel ist viel mehr, daß bedingt durch die reitenden Kinder über einige Jahre gezüchtet, dann aber damit aufgehört wird.


Zu 2: Der nächste wichtige Schritt ist die Aufzucht, das Erkennen und die Ausbildung von Springponies. Hier gilt das Prinzip Zufall. Hat der Aspirant Glück und landet nicht nur als Freizeitpony auf der Koppel sondern wird erkannt.
Es fehlen größen- und gewichtsmäßige echte „Profiausbilder“. Gute Ponies die sich anbieten werden oft schon drei- und vierjährig verheizt und sauer gemacht. Selbst 15-16 jährige Kaderkinder sind reiterlich und interlektuell noch nicht so weit um Springponies auszubilden, geschweige denn willens. Sie und Ihre Eltern wollen nur Erfolge im „großen Sport“.
Von daher genießen meine Ponies auch Sonderkonditionen mit so einem Talent wie Stefanie Görlich. Den Ponies wird vielZeit gegeben. Dressurmäßige Grundlagen, kaum gesprungen, Psyche beachtet, d.h. merken wir daß ein Pony neue Eindrücke (Stallzelt, Zuschauer, Springfehler) noch nicht verarbeitet hat bekommt er Zeit. Der 5 jährige Hengst Dow Jones z.B. wird erst 8 jährig geistig soweit sein sein ganzes Potential auszuschöpfen. Er ist so ratten vorsichtig, daß es aussieht als wäre er „geballert“.
Apropos „barren“: wir sehen schon immer wieder Ponies, die laufen 1-2 Springen gut dann wieder nicht und das von namhaften Trainern betreut. Unsere Ponies sind reel ausgebildet. Stefanie nutzt immer wieder Turniere nicht um zu gewinnen, sondern um die Ponies mit neuen Eindrücken zu konfrontieren. Schon am Anfang des Jahres wissen wir an welchen Turnieren wir teilnehmen. Die Mutter von Stefanie Görlich ist die Managerin im Hintergrund. Sie fährt auch den Transporter. Ohne Sie wäre dieser Erfolg nicht möglich. In Ihr steckt viel Sachverstand, obwohl sie selbst nicht reitet. Mir tun meine Ponies jetzt schon leid, wenn sie jetzt in andere Hände kommen. Könnte Stefanie Görlich altersbedingt noch Ponyspringen reiten, wäre ich mir sicher, daß alle drei Ponies in 2-3 Jahren auf der Europameisterschaft starten würden.
Dow Jones ist nicht verkäuflich.

Zu 3: Reiterliche Komponenten

Der Spruch: “Es kommen viele talentierte Pferde/Ponies zur Welt, aber wenig talentierte Reiter!“ ist leider nur zu wahr. In der Springponyszene werden geradezu systematisch gute ja extrem gute Ponies hingerichtet. Angetrieben on kapitalschweren Eltern, die eigene Erfolgsdefizite mit den Erfolgen von gekauften Cracks kompensieren wollen, kommen „talentfreie“ Kinder leider relativ weit. Da werden jedes halbe Jahr die Ponies getauscht. Die Fixierung auf Kaderzugehörigkeit ist falsch. Die Effekthascherei durch immer höhere Abmessungen vor allem bei großen Championaten ist falsch.

Die Ponyreiterei hat drei Ziele für mich:

1.)   Die Kinder sollen den Respekt vor dem Lebewesen Pony lernen. Es ist kein Sportgerät, kein Scheiss Bock, das man einfach wieder austauscht wenn es nicht mehr funktioniert.

2.)   Technisch und mit Verstand reiten lernen heißt aber auch die Ausbildungsskala verstehen und anwenden können.

3.)   Das Ponyreiten dient also der Vorbereitung, quasi Durchgangslager für den Erwachsenensport, der moralisch-ethischen Schulung (Bescheidenheit, Ehrlichkeit, Sportsman und Horsemanship). Kinder die sich nicht um ihre Ponies sorgen (misten, putzen, pflegen) geben geben diese herz- und hirnlosen Erwachsenenspringreiter ab.

In Bezugnahme auf ein Interview mit dem Bundestrainer Herrn Teuwer verurteile ich die Tendenz im Ponyspringsport, in dem immer höhere Anforderungen an die Ponies gestellt werden. Es kann nicht sein, daß die Kinder schlichtweg Angst vor den inzwischen kolossalen Ausmaßen der Hindernissen haben. Es kann auch nicht sein, daß bei großen auch internationalen Championaten vielen – zu vielen – Ponies der Zahn gezogen wird und diese dann nie mehr anschließend springen. Die Selektion darf nicht über Höhe (Masse) sondern über Distanzen und Linienführung (Klasse) stattfinden. Sonst müssen wir die Größe der Ponies heraufsetzen.
Bezeichnenderweise haben die deutschen Springponyreiter in den letzten Jahren keinerlei Erfolge mehr erritten. Gerade die ausländischen Ponies sind fast alle über Maß.
Als Tierarzt tun mir auch viele Ponies leid, weil sie auch falsch tiermedizinisch und physiotherapeutisch betreut werden. Echte Sportmedizin dient dazu die Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten und nicht nur wieder mit irgenwelchen Schmerzmitteln die Probleme zu übertünchen. Gerade die Ponyathleten  brauchen Regeneration, Koppelgang, sozialen Kontakt. Sie müssen Spaß an der Arbeit haben.

 
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